Dies ist vielleicht ein etwas ungewöhnlicher Bericht über eine kurze Tour mit Übernachtung. Ungewöhnlich in der Hinsicht, dass eigentlich fast nix geklappt hat und man natürlich nicht so gerne öffentlich über Dinge berichtet, die nicht so toll waren. Aber ich denke, man sollte offen über alles sprechen. Gerade die Dinge, die erfolgreiche Menschen NICHT sagen sind die Dinge, die anderen helfen, zu lernen. Sich (vielleicht) nicht so alleine zu fühlen und den Mut zu haben, einfach mal selber ein Abenteuer zu starten. Es läuft nicht immer alles rund und nicht alles ist immer so toll und spaßig wie manch ein YouTuber einem weismachen will. Das gehört dazu und ist Teil des Abenteuers!
Also, eigentlich ist es nicht so ganz richtig, dass gar nix geklappt hat. Die Gegend ist mir von jemandem empfohlen worden, der meine Frage nach Möglichkeiten in NRW gesehen hat. Der Kollege sollte Recht behalten, es war wirklich wunderschön, durch diesen Wald zu wandern und die Stille zu genießen.
Die ganze Misere fing damit an, dass ich eigentlich einen ganz anderen Parkplatz an diesem Wald ansteuern wollte, mit wesentlich weniger Höhenmetern. Aber anscheinend hatte ich vergessen, das dem Navi zu erzählen… Also bin ich dann doch die große Runde gelaufen. Mit 30Kg Gepäck auf dem Rücken, Kilometerweit immer Bergauf. Wer die Eifel kennt weiß, das ist da eben so. Dazu kam, dass ich natürlich viel zu spät los bin und dann auf dem Parkplatz auch noch einem Pärchen aus Slovenien helfen musste, die Probleme mit ihrem Auto hatten. Wenn, dann richtig…
Also, die Berge raufgequält und mit Sorge immer die Sonne im Blick. Natürlich steht sie im Herbst generell tief. Das macht es aber nicht einfacher abzuschätzen, ab wann es im Wald unter Bäumen zu dunkel für den Lagerbau wird. Das hat mich aber nicht davon abgehalten, die Natur um mich herum zu genießen, keuchend und schwitzend.
Futter
Schnell war mir klar, dass ein Lagerfeuer da nicht funktioniert, da ich die Feuerstelle nicht vernünftig absichern kann. Außerdem war ich zu faul, Feuerholz zu sammeln und rein von den Temperaturen war das auch nicht nötig. Im Gegenteil, es wurde nochmal überraschend warm, tags wie nachts.
Nachdem ich also das ursprüngliche Tagesziel aufgegeben und einen brauchbaren Alternativplatz gefunden habe, ist zumindest das Kochen nach Plan verlaufen. Nun, die halbe Zucchini im Dreck war nicht geplant, aber irgendwas ist ja immer…
- Öl mit Zwiebeln und Knoblauch anschwitzen
- Glas mit dicken Bohnen in Tomatensauce drüber
- Zucchini kleinschneiden, mit in den Topf
- Etwas (!) Räuchertofu kleinschneiden, rein da
- Währenddessen kontinuierlich rühren, aufgrund der geringen Größe und der schlecht dosierbaren Wärmezufuhr brennt alles schnell an
- Bei Bedarf Wasser nachkippen, damit nicht alle Flüssigkeit verkocht ist, bevor das Gemüse genießbar ist
Schlafen
Danach schön gechillt in die Hängematte und beim essen die untergehende Sonne genossen. Ich hätte mir vielleicht nicht den ganzen Topf reinknallen sollen, denn irgendwann bin ich aufgewacht weil mir elends übel und schwindlig war… Aber vielleicht habe ich mir auch was eingefangen, oder Wassermangel oder sonstwas. Ich hätte die Reste eh nicht vernünftig bis zum Morgen verstauen können.
Das Setup war eigentlich wie immer: die Tonnenschwere aber gemütliche Tortuga Hängematte und das Multicam Tarp von DD drüber. Ich finde, es passt sich sehr gut in den herbstlichen, mitteleuropäischen Mischwald ein. Zugegeben, wenn man das Tarp so hoch hängt, kann man nicht wirklich von Tarnung sprechen. Aber ich habe keinen Besuch erwartet und das Wetter war klar und ruhig. Also war das Tarp nur als Schutz gegen Fallobst gedacht, ansonsten wollte ich einen freien Blick rundum für die Nacht und den kommenden Morgen.
Als Wärmeisolierung den Snugpak Cocoon, der seinen Job in Sachen Isolierung wirklich sehr gut gemacht hat! Zu gut, ich musste zwischendurch öfters lüften. Weil der Cocoon für mich Brocken etwas eng ist, habe ich innen statt eines Schlafsackes (was mich wahrscheinlich gegart hätte) eine Kuscheldecke gehabt. Sehr gemütlich! Und sehr schwer. Ich brauche eine kleinere, leichtere, stabilere. Mal schauen… Aber irgendwas brauche ich da drinnen. Einfach so in die Hängematte finde ich zu ungemütlich. Ich brauche was,um mich dran festzuhalten.
Auf jeden Fall, zuerst hatte ich den Cocoon falschrum montiert, also Oberteil unten. Leider ist das Teil nicht beschriftet, das muss ich mal nachholen. Zuerst habe ich mich gefreut, dass ich sogar genug Platz habe, diagonal zu liegen. Bis mir dann mein Fehler bewusst wurde und ich im dunklen alles umbauen musste, was wieder zu Problemen führte. Am Ende war alles gut und ich habe auch die meisten Blätter und Äste wieder draußen.
Die folgende Nacht ging leider genauso weiter, ich bin von jeder Kleinigkeit aufgewacht, sogar von meinem eigenen Schnarchen, nicht zu vergessen die Übelkeit mittendrin. So kenne ich mich gar nicht! Entweder war das Essen nicht mehr gut oder ich brauche mehr Gewöhnung. Das ist halt auch so eine Sache, was so einen Ausflug auch immer zu einem Abenteuer macht.
Der nächste Morgen war entsprechend, ich habe ab 5:00 Uhr auf die Sonne gewartet und mir dann erstmal einen Kaffee und Frühstück gemacht. Müde, Kopfschmerzen und total kaputt. Aber doch irgendwie glücklich, denn bei bestem Wetter im Wald zu frühstücken, dazu noch etwas in der Hängematte chillen ist genau das, was ich brauche. Der erholsame Schlaf fehlt zwar noch zum vollkommenen Glück, aber daran arbeite ich.
Rückweg
Der Weg zurück zum Auto war dann natürlich komplett bergab, also habe ich nur etwas mehr als eine Stunde gebraucht. War auch Ok so, ich war ja zum Entspannen da. Trotzdem war ich reichlich durchgeschwitzt, wie schon erwähnt war es ungewöhnlich warm und das Gepäck tut sein übriges. Schön fand ich, dass man sich auf dem Dorf noch grüßt und freundlich ist. Hinterher habe ich überlegt, ob ich vielleicht irgendwie „offiziell“ ausgesehen habe mit der Arbeitshose, dem Hut und so. Manch ein Blick war da schon etwas länger als normal, vor allem wenn mein Rucksack in den Blick kam. Aber nun, niemand hat mich darauf angesprochen.
Wenn man solche Touren unternimmt lohnt es sich auch immer, etwas auf die Umgebung zu achten. Der Weg ist das Ziel und so. Ich bin durch sehr schöne, kleine Dörfer gekommen, aber so richtig hat mich ein Kloster eingefangen. Ich war schon auf dem Hinweg total beeindruckt von dem Gemäuer, das ich hier leider nicht wirklich gut zeigen kann. Aber sowas ist eh ein Erlebnis für den Moment.
Ein sehr schöner Erfahrungsbericht. Du bist zum Glück nicht der Einzige, der auch Schiefgegangenes erzählt; so weiss ich z.B. auch, dass andere Nutzer Schwierigkeiten haben, den Cocoon richtigherum zu verbauen. Da kann man sich bestimmt eine kleine Markierung einrichten … der Rest ist eben manchmal eine Herausforderung (eben eine Forderung, heraus aus der Komfortzone)- und am Ende immer ein tolles Erlebnis, besonders wenn man auch was Durchstehen musste und hinterher schlauer ist 😉
Danke fürs Mitnehmen!
dieFoxy
Danke für den lieben Kommentar. Ja, so sehe ich das auch. Etwas geht schief und man lernt draus. Normalerweise handelt es sich ja nicht um lebensbedrohende Situationen, also kann man ganz gelassen über alles nachdenken und das beste draus machen. Das mit der Komfortzone ist auch richtig – der Lernerfolg kommt meistens von dort, nicht vom Sofa daheim 🙂