Das erste, vegane Bushcraftlager im Brexbachtal

Das erste, vegane Bushcraftlager

Ich bin Mitglied einer kleinen aber feinen Gruppe von Veganern, die es leid sind, immer wieder diskutieren zu müssen. Die einfach nur, wie selbstverständlich, ihr veganes Leben leben wollen. Eine kleine Gruppe von vegan lebenden Menschen, die gerne draußen unterwegs sind. Mit Übernachtung, wandern und allem, was dazugehört.

Da der Austausch bis dato nur digital stattgefunden hat, haben wir beschlossen, uns einmal im echten Leben zu begegnen und ein Lager zu veranstalten. Erstmal nur kurz, ein Wochenende, aber immerhin. Es reicht, um festzustellen, ob man miteinander klar kommt oder nicht.

Und das ist auch schon die ganze Motivation hinter dieser Aktion. Das Fernweh, die Lust am Abenteuer und natürlich der entspannte Austausch mit Gleichgesinnten.

Das Brexbachtal

Das Brexbachtal ist ein Pfadfinderlager, das so ziemlich jeder Gruppe offen steht, soweit ich das verstehe. Die nächstgrößere, bekannte Stadt ist wohl Koblenz, was für mich eine Anfahrt von ungefähr 1,5 Stunden bedeutet. Ich war das erste Mal dort, allerdings wurde mir die Lokation vom Bushcraft-Robin wärmstens ans Herz gelegt.

Da ich ja im Herzen eher der Einzelgänger bin, hat mich der erste Eindruck erstmal abgeschreckt: Kaum Wald, der für uns Hängemattenfans zu gebrauchen war, laut lärmende Kindergruppen und der Wanderweg direkt an den Wiesen vorbei. Meine Wunschvorstellung ging mehr in die „einsamer Wald mit kleiner Lichtung“, was ich vorfand war eher das genaue Gegenteil.

Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass wir uns doch sehr wohl gefühlt haben. Die Lagerleitung agiert mit Gefühl und Herz, mit den kleinen WC Gebäuden gibt es überall in Reichweite saubere sanitäre Anlangen und Trinkwasser. Obendrauf konnten wir einen Kühlwagen mitnutzen, was wir vorher nicht wussten. Bei den angesagten 35°C hatte ich schon Sorgen um die Lebensmittel, der Bach würde da auch nicht unter 20°C kommen. Ob der Kühlwagen nun für alle zur Verfügung stand oder ob wir nur Glück hatten, kann ich nicht sagen. Für uns war das ein Segen!

Die Übernachtungen

Einfach, weil ich es mal wissen wollte, habe ich mal wieder auf dem Boden geschlafen. BW-Poncho als unverwüstliche Unterlage, darauf einfach die Falt-Isomatte und dann in den Schlafsack. Obendrauf noch bei Bedarf die ausgebreitete Hängematte, die ja aus schwerer Baumwolle besteht und damit alles abhalten sollte, was von oben herabfällt – inklusive leichtem Regen.

Das war so an sich ganz schön, denn so konnte ich nachts auch noch den Himmel mit all den Sternen sehen. Sehr viel war das nicht, die Lichtverschmutzung reicht für einen dauerhaften, hellen Rand um das Tal. Aber trotzdem, sich einfach auf den Boden legen, ohne Tarp, das kann ein befreiendes Gefühl sein. Natürlich war der Boden härter als ich ihn aus meiner Jugend in Erinnerung hatte, aber irgendwas ist ja immer.

Die Mahlzeiten

Angefangen hat die Planung ja vor vielen Monaten mit „einmal zusammen kochen“. Das heißt, wir planen eine Mahlzeit zusammen, alles andere organisiert jeder selbst. Aber in der heißen Phase, in der Woche vor der Veranstaltung hat sich herausgestellt, dass doch vielleicht beide Abendessen zusammen doch netter wären, also haben wir der Einfachheit halber das Aloo Matar für Freitag Abend und die Nudeln mit Kichererbsen für Samstag Abend geplant. Hermine wollte unbedingt Brot machen, also hatten wir noch was zum knabbern dazu. Ich selbst habe noch nie Brot am Feuer gemacht, also war ich auch sehr gespannt auf ihre Zubereitung.

Ich habe selbst habe nur noch ein paar Snacks und Frühstück mit gehabt, also hoffte ich, dass wir noch etwas Brot vom Frühstück übrig haben würden – was untertrieben war. Zu dritt haben wir aus dem Topf für vier gegessen, so dass wir Samstag Morgen das Aloo Matar nochmal aufwärmen konnten und frisch Brot dazu gemacht haben. Die Nudeln haben für Sonntag Morgen nicht mehr gereicht, aber eine Packung Vürstchen musste noch weg und das passt ja auch prima zu Hermines Pfannenbrot. Also Cowboymäßig alles in die Pfanne und fertig ist das zünftige Frühstück.

Also hat es sich so entwickelt, dass ich quasi nichts von meinen spärlichen Extramahlzeiten verbraucht habe und wir wirklich jede Mahlzeit gemeinsam zubereitet und verspeist haben. Soweit ich das mitbekommen habe, war ich nicht der Einzige, der das dann auch gut fand. Zusammen kochen und das gemeinsame Werk dann am Lagerfeuer sitzend gemeinsam zu verspeisen, dabei reden, lachen und Spaß haben ist doch einfach das Größte.

Das Tagesprogramm

Da wir uns in weiser Voraussicht vor vielen Monaten das heißeste Wochenende des Jahres gesichert haben, war da nicht viel mit Tagesprogramm. Wenn man nichts wichtiges zu tun hatte, hat man sich einfach in die im Schatten des Waldes hängende Hängematte zurückgezogen und jeden Kontakt mit der Sonne vermieden.

Der Marten allerdings kommt sehr gut mit der Hitze klar und wollte unbedingt noch eine kleine Runde um das lager drehen. Fand ich gut und wollte mit, was soll schon passieren. Leider musste ich feststellen, dass ich nicht die richtige Socken / Schuhe Kombination dabei hatte (zwei Blasen) und dass der zehn Jahre ältere Marten sehr viel fitter ist als ich. Respekt!

Aber, auch wenn es teils über Stock und Stein ging, fand ich den Ausflug doch sehr Nett. Ausreichend Pausen, genug Wasser dabei und quasi die komplette Zeit Gespräche über so ziemlich alles, was man sich denken kann. Sogar, wenn man aus dem nur 30°C warmen Wald auf einen 50°C heißen Schotterweg kam, hatten wir noch was zu lachen – und jede Menge zu stöhnen. Ich jedenfalls.

Entschädigt haben wir uns danach aber mit Flußkaltem, alkoholfreiem Bier, das Marten freundlicherweise nach der Tour noch besorgt hat. Einfach großartig, die kleinen Dinge des Lebens.

Die Lagerfeuerromantik

An beiden Abenden haben wir dann noch lange am Lagerfeuer gesessen, es einfach nur der Romantik halber leicht weiter brennen lassen. Wir waren froh über jede Abkühlung, also ging es wirklich nur um diesen kleinen Lichtschein in der Dunkelheit, während wir über große Themen Diskutiert, über Quatschkram gelacht haben und einfach eine gute Zeit hatten.

Dieser innere Frieden verfliegt dann ganz leicht, wenn die vorpubertäre Gruppe von links dann gegen Mitternacht unter gejohle zur abendlichen Katzenwäsche zieht oder die vollpubertäre Gruppe von rechts die Kommunikation nicht einstellt, obwohl man ob der Entfernung langsam an eine fernmündliche Lösung denken könnte.

Dafür haben wir uns aber gerächt, die senile Bettflucht hat dafür gesorgt, dass wir mit Sonnenaufgang (spätestens 06:00) auf den Beinen waren und Holz für Kaffee und Frühstück gemacht haben. Als die Kids also gegen 08:00 aus dem Zelt gekrochen kamen, waren wir mit allem längst durch und haben auf die Sonne gewartet, um das bisschen Morgentau aus den Schlafsachen zu bekommen. Ich glaube nicht, dass uns wirklich jemand gehört hat. Aber der Gedanke befriedigt mich irgendwie…

Neben ungefähr 50 Mückenstichen und einem halben Dutzend Zecken (Nymphen), von denen ich die allermeisten erst zu Hause entdeckte, hat mich am Samstag Abend noch was ganz anderes gestochen. Ich habe nichts gehört oder gesehen, aber der Schmerz war ungefähr so, als wäre ein Stück Glut angeflogen gekommen und hätte sich in die Haut gebrannt. Das blieb auch noch eine Weile so.

Am nächsten Morgen betrachte ich so die kleine Blase mit Gift und die Rötung drum herum auf meinem oberen Rettungsring. Einfach, um sicher zu gehen und weil das nun wirklich ungewöhnlich war. Folgendes Gespräch:

Ich: Marten, schau mal. Das tut immer noch weh aber ich weiß nicht, was das gewesen sein könnte.
Marten: Das isn Pickel!
Ich: Das ist KEIN Pickel!
Hermine: Gut, dass euch jetzt keiner hört! (lacht)

Ein Fazit

Nach freundlicher Verabschiedung durch die Lagerleitung und voneinander mache ich mich auf den Heimweg. Müde insgesamt und erschöpft von der Hitze, aber glücklich. Der Aufwand hat sich gelohnt, auch wenn am Ende nur so wenige dabei waren. Das ist kein Vorwurf, die Situation mit Corona und die extreme Hitze kann ich schon verstehen. Wegen des Coronavirus war es wahrscheinlich in der kleinen Gruppe sogar besser als mit mehr Leuten, also beschwere ich mich mal gar nicht so laut. Sicher entspannt sich die allgemeine Situation irgendwann mal wieder und dann bekommen wir eine größere Gruppe zusammen. Es würde mich freuen.

Über Daniel Bierstedt

Hi. Ich bin begeisterter Rausgeher, schon seit frühester Jugend. Viele Jahre habe ich die Leidenschaft ignoriert, aber jetzt geht's wieder los. Folgt mir auf meiner Reise, seid dabei wie ich alte Erfahrungen auffrische und neue sammle. Ich freue mich darauf, von euch zu hören!

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